FAQ: Nahrung
1.5 Allgemeines über Füchse: Nahrung und Feinde
1.5.1 Wovon ernähren sich Füchse?
Eine Füchsin reckt sich nach
Beeren (Bild: Günther Schumann)
Auch wenn Füchse aus taxonomischer Sicht Karnivoren, also Fleischfresser sind, besteht ihre Nahrung keineswegs nur
aus Fleisch – insbesondere im Sommer, wenn Obst und Beeren reif sind, steigt der Rotfuchs zu wesentlichen Teilen
auf bequem erreichbare pflanzliche Kost um. Bei einer im Sommerhalbjahr durchgeführten Untersuchung im Saarland fand
man in den Mägen von 37 von 55 erschossenen Füchsen Obstreste.
Füchse jagen – im Gegensatz etwa zum Rudeljäger Wolf – allein, und ihre Beute sind dementsprechend
Lebewesen, die deutlich kleiner sind als sie selbst. Hauptbeute von Füchsen sind ohne jeden Zweifel Mäuse, die
in manchen Gebieten bis zu 90 Prozent der Fuchsnahrung ausmachen. Kaninchen stehen aufgrund ihrer Häufigkeit
ebenfalls relativ weit oben auf der füchsischen Speisekarte, und – man höre und staune – auch Regenwürmer erfreuen
sich großer Beliebtheit. Der Biologe Macdonald beobachtete beispielsweise Füchse, die im Sommer in einer einzigen
Nacht 150 Regenwürmer fingen und damit knapp zwei Drittel ihres täglichen Energiebedarfs deckten. In der Nähe
menschlicher Siedlungen bedienen sich Füchse überdies gerne an den Abfällen unserer Zivilisation, vom
Hamburger bis zur nur halb aufgegessenen und achtlos weggeworfenen Pizza.
Fuchs mit gerissener Taube (Bild: Paul Cecil)
Demgegenüber sind weniger häufige Wildtiere wie etwa Wildgeflügel oder auch Feldhasen nur sehr selten auf der
Speisekarte von Füchsen zu finden. Einerseits ist es für den Fuchs Zeitverschwendung, erfolglos nach seltener
und dementsprechend schwer zu findender Beute zu suchen, andererseits ist etwa ein gesunder Hase keine Beute für
einen noch so schnellen Fuchs – mit ihren kräftigen Hinterläufen können die Langohren sich aus dem Stand auf mehr
als 70 km/h katapultieren. Untersuchungen zeigen, dass der bei weitem größte Teil der von Füchsen gefressenen Hasen
als Aas aufgenommen wird.
Literatur:
Jedrzejewski, W.; Jedrzejewski, B. (1992): Foraging and diet of the red fox Vulpes vulpes in relation to variable
food resources in Biatowieza National Park, Poland. Ecography 15 (2), 212-220.
Leckie, F. et al. (1998): Variation in the diet of red foxes on Scottish moorland in relation to prey
abundance. Ecography 21 (6), 599-604
1.5.2 Wieviel Nahrung brauchen Füchse am Tag?
Nach Macdonald, einem renommierten Fuchsforscher, können Füchse über einen gewissen Zeitraum mit lediglich 50 kcal
pro Tag auskommen, ohne dass sich das in ihrem Verhalten niederschlägt. Im Schnitt brauchen erwachsene Füchse aber
ungefähr 600 kcal pro Tag, um dauerhaft zu überleben. Das entspricht etwa 200-300 Gramm Nahrung oder rund 15 Mäusen.
Zum Vergleich: Ein ausgewachsener, normalgewichtiger Mensch verbraucht täglich etwa 2000kcal.
Literatur:
Macdonald, D. (1993): Unter Füchsen. Eine Verhaltensstudie. Knesebeck, München.
1.5.3 Wie jagen Füchse ihre Beute?
Fuchs auf dem Sprung... (Bild: Archiv)
Füchse sind von der Natur zum Beutegreiferdasein bestimmt und bedienen sich bei der Nahrungssuche einer Mischung
aus Lauern und Stöbern – beim Durchstreifen ihres Reviers stecken sie die Nase in jedes vielversprechende Dickicht
und Erdloch, suchen auf Feldern nach kleinen Beutetieren, warten einige Zeit vor Mauselöchern, und begnügen sich
oftmals schließlich damit, nach regnerischem Wetter an die Oberfläche gekommene Regenwürmer aufzulesen.
Charakteristisch für die Mäusejagd ist der typische Beutesprung der Füchse: Hat der Fuchs seine Beute ausgemacht,
katapultiert er sich beinahe senkrecht in die Luft und drückt die Maus mit den Krallen seiner Vorderpfoten zu Boden.
Dann packt er sie mit den Fangzähnen und tötet sie.
Beim Auflesen von Regenwürmern kommen dem Fuchs seine sensiblen Schnurrbarthaare zugute: Mit gesenktem Kopf streift
er über Acker, Wege und abgeerntete Felder. Wann immer seine Schnurrhaare einen sich vom Boden nach oben räkelnden
Regenwurm berühren, schnappt er zu.
Film ansehen: Fuchs auf der Mäusejagd
1.5.4 Rotten Füchse ihre Beutetiere aus?
Als Folge der industrialisierten Landwirtschaft und der massiven Umgestaltung unserer Natur durch den Menschen
gehen die Bestände vieler Wildtiere kontinuierlich zurück. Darunter befindet sich auch so manche Tierart - vom
Hasen bis zum Rebhuhn -, die auch dem Fuchs als Beuteart dient. Leider folgern aber insbesondere Jäger daraus, dass
durch die intensive Verfolgung von Füchsen den menschengemachten Ursachen für den Rückgang bedrohter Arten
entgegengewirkt werden kann.
Tatsächlich lässt sich die Frage, ob Füchse ihre Beutetiere ausrotten, im Hinblick auf das gesamte natürliche
Verbreitungsgebiet des Rotfuchses klar verneinen. Füchse haben dort schon seit Jahrtausenden mit den betreffenden
Beutearten koexistiert, und wenn durch die Veränderung der Lebensbedingungen von Räuber und Beute die betreffende
Beuteart seltener wird, stellt sich ein Nahrungsgeneralist wie der Fuchs eben auf eine häufigere Beute um.
Um einige Fakten zu nennen: Selbst in osteuropäischen Ländern, in denen Hasen noch in großer Zahl
vorhanden sind, liegt der Anteil der gefundenen Fuchslosungen mit Hasenresten unter 10%, Studien im Bliesgau
wiesen ihn in den Monaten Januar bis Mai mit 4,8%, sonst mit unter 2% aus, wohingegen keine Verluste bei den
in geringen Dichten vorkommenden Rebhühnern und Fasanen festzustellen waren. Im Saarland war der Wildgeflügelanteil
während einer dreijährigen Studie mit durchschnittlich 3,5% zu beziffern, im Rheintalgraben wurde der Anteil der
zu Jagdzwecken ausgesetzten Fasanen mit 1,82%, der des Rebhuhns mit 0,156% angegeben - und Untersuchungen in der
Camargue ergaben, dass Entenvögel insbesondere dann erbeutet werden, wenn viele von ihnen durch die Jagd angeschossen
oder geschwächt sind.
Leider behaupten trotz dieser eindeutigen Beweislage viele Jäger, Füchse „müssten“ bejagt werden, weil sie ihre
Beutetiere ausrotteten. Grund dafür ist wohl, dass man einerseits die in Fuchsmägen landenden Tiere lieber selber
erschießen würde, andererseits aber die massive Verfolgung des Rotfuchses rechtfertigen möchte.
Literatur:
W. Teunissen, H. Schekkerman, F. Willems (2006): Predatie bij weidevogels. Opzoek naar de mogelijke effecten van predatie op de
weidevogelstand.
Schneider, E. (1997): Müssen wir den Fuchs bejagen? Hilfe (für die) Beutegreifer, Tagungsbericht des ÖJV Unterfranken
Labhardt, F. (1991): Zur Ernährungsstrategie von Rotfüchsen im Saarland. Fuchs-Symposium Koblenz, 2.-3. März 1990, Schriften
des Arbeitskreises Wildbiologie an der Universität Gießen, Heft 20.
McDonald, E.; Baker, P.; Harris, S. (1997): Is the fox a pest? The ecological and economic impact of foxes in Britain.
Seymour, A.; Harris, S.; Ralston, C.; White, P.C.L. (2003): Factors influencing the nesting success of Lapwings Vanellus
vanellus and behavior of Red Fox Vulpes vulpes in Lapwing nesting sites. Bird Study 50.
1.5.5 Betreiben Füchse Vorratswirtschaft?
Haben Füchse viel Erfolg bei der Nahrungssuche und finden oder erbeuten sie mehr, als sie verzehren können, vergraben
sie den Überschuss in Verstecken. Für diese Verstecke besitzen Füchse selbst nach längerer Zeit ein beeindruckendes
Gedächtnis – in einem von dem Verhaltensforscher Dröscher beschriebenen Beispiel fand ein Fuchs 44 von
45 Verstecken wieder (eine Aufgabe, an der menschliche Eltern an Ostern oft scheitern). Der Geruch spielt dabei allenfalls
bei der Feinortung der vergrabenen Nahrung eine Rolle: Als der Biologe David Macdonald die von einem Fuchs versteckte Nahrung
ausgrub und einen Meter entfernt wieder säuberlich verbuddelte, gelang es dem Fuchs nicht, diese wiederzufinden.
1.5.6 Welche Funktion erfüllen Füchse in der Natur?
Einerseits sind sie wichtige Aasvertilger und Mäusejäger, andererseits haben sie eine große Bedeutung für Gesundheit
und Kondition ihrer Beutebestände. Gerade kranke und geschwächte Tiere fallen Füchsen nämlich am leichtesten zum
Opfer; mögliche Seuchenherde werden dadurch rasch eliminiert, während gesunde Feldhasen oder Wildkaninchen aufgrund
ihrer Geschwindigkeit für einen Fuchs meist unerreichbar sind.
1.5.7 Was sind die bedeutendsten Feinde von Füchsen?
Diese Frage läßt sich sehr einfach beantworten. Menschen, und dabei insbesondere Jäger und Fallensteller,
die an dem Fell oder auch einfach nur an der Bejagung des Fuchses gefallen finden, sind in einem wesentlich Teil
seines Verbreitungsgebietes die einzigen (dafür aber umso erbitterteren) Feinde des Rotfuchses. Sie sind Studien
zufolge für 56% bis über 80% der Todesfälle unter Füchsen verantwortlich.
Im städtischen Raum, wo Füchse nicht gejagt werden und von früh bis spät dichter Straßenverkehr herrscht, sind
Kollisionen mit Autos die häufigste Todesursache von Füchsen.
Dort, wo es Wolf, Steinadler und Luchs gibt, stellen diese insbesondere für Jungfüchse eine Gefahr dar. Da sie
sich aber auf andere Beutetiere spezialisiert haben und Füchse vergleichsweise wehrhaft sind, fällt diesen Beutegreifern
nur ein kleiner Teil der Fuchspopulation zum Opfer.
Literatur:
Labhardt, F. (1990): Der Rotfuchs. Paul Parey, Hamburg/Berlin.
Macdonald, D. (1993): Unter Füchsen. Eine Verhaltensstudie. Knesebeck, München.