FAQ: Wildlebende Füchse als Nachbarn
4.3 Wildlebende Füchse als Nachbarn
4.3.1 Wie kann ich Füchse dazu bringen, meinen Garten (auch) in Zukunft zu besuchen?
Fuchs im Garten (Foto: Paul Cecil)
Füchse sind erfolgreiche Kulturfolger
(Foto: Wendel Schaatsbergen)
Füchse werden sich immer dann in der Nähe von bestimmten Menschen aufhalten, wenn sie darin einen Vorteil sehen, sich also sicher fühlen sowie ausreichend Deckung und Nahrung vorfinden. Allein schon aufgrund der vielen Füchsen zu eigenen verspielten Neugier werden sie sich dann hin und wieder sehen lassen.
Wenn man gute Lebensbedingungen für Füchse schaffen will, sollte man einen Teil seines Gartens sich selbst überlassen. Büsche, Sträucher und ein Haufen abgestorbener Äste mit ausreichend weicher, zum Graben geeigneter Erde darunter sind ein sehr guter Anfang; einfach zugängliches Wasser und viel potentielle Beute oder andere Nahrungsquellen machen den Garten dann zum idealen Heim für Füchse. Auf keinen Fall darf der Garten eingezäunt oder von einer undurchdringbar dichten Hecke eingegrenzt sein, und freilaufende Hunde oder spielende Kinder vertreiben einen Fuchs mit großer Warscheinlichkeit.
Durch gezieltes, regelmäßiges Füttern kann man Füchse zwar auch anlocken und zum dauerhaften Verweilen bewegen; in aller Regel dürfte man damit den Tieren jedoch keinen Gefallen tun. Einerseits besteht dadurch die Gefahr, sie vom Menschen abhängig werden zu lassen; andererseits führt es dazu, dass die Füchse ihre Menschenscheu - in einem Land, in dem sie von vielen Menschen als Schädlinge betrachtet und intensiv verfolgt werden, oft überlebensnotwendig - immer mehr verlieren.
4.3.2 Wie werde ich den Fuchs in meinem Garten los?
Wenn man einen Fuchs dazu bringen möchte, seinen Garten zu verlassen, sollte man einige grundlegende Dinge beachten. Zunächst einmal sollten alle Nahrungsquellen (Hunde- und Katzenfutter, Vogelfutter, auf den Komposthaufen geworfene Essensreste, nicht verschlossene/nicht fest verschließbare Mülleimer,...) eliminiert werden. Gartengrille sollten gut gereinigt werden. Gute Erfahrungen wurden außerdem mit Wildvergrämungsgeräten gemacht, die einen Bewegungssensor mit Ultraschalltönen wechselnder Frequenz sowie einem Blitz kombinieren (erhältlich z.B. im Online-Handel). Man kann auch Geräte einsetzen, die bei Annäherung einen Sprühstoß Wasser abgeben. Zwar halten bisweilen schon einfache Außenlampen mit Bewegungsmelder Füchse fern, weil Füchse nachts gut ausgeleuchtete Bereiche meiden, doch weisen diese einen hohen Gewöhnungseffekt auf. Die Wirkung ist daher meist nur von kurzer Dauer. Bei alledem sollte man berücksichtigen, dass Vergrämungsgeräte natürlich auch andere Wildtiere sowie Katzen abschrecken.
Außerdem fliehen Füchse vor intensiver menschlicher Aktivität – am einfachsten ist es, sie lautstark davonzujagen oder mit einem Gartenschlauch nasszuspritzen (dabei aber zum Schutz von Fuchs und Verkehrsteilnehmern aufpassen, dass der betreffende Fuchs nicht direkt auf eine vielbefahrene Straße rennen kann). Man kann auch eine sogenannte Rappeldose einsetzen, um aufdringliche Füchse wieder zu etwas mehr Respekt zu erziehen. Das ist nichts anderes als eine kleine Blechdose, die mit ein paar Münzen, Schrauben, Steinchen oder ähnlichem befüllt und sicher verschlossen wird. Nähert sich ein Fuchs, wirft man diese Dose vor ihm auf den Boden. Das laute Scheppern lässt ihn zurückschrecken, und er lernt, diese unangenehme Erfahrung mit der Nähe zum Menschen zu verbinden
Füchse verlassen ihre Baue normalerweise, wenn sie in unmittelbarer Umgebung häufige menschliche Aktivität wahrnehmen. Ein lautes Radio, eingestellt auf einen Sender, auf dem wenig Musik gespielt wird, vertreibt Füchse ebenso wie intensive menschliche Gerüche.
Zudem gibt es spezielle Vergrämungsmittel. Im Garten- oder Tierfachmarkt gibt es ein Mittel mit dem treffenden Namen "Get Off My Garden", das auf dem Rasen verstreut oder leicht in die obere Erdschicht von Beeten oder Topfpflanzen eingearbeitet wird. Weil der Zitrusgeruch dieses gelartigen Granulats von Füchsen als unangenehm wahrgenommen wird, hält es sie davon ab, an den behandelten Stellen zu graben. Ein anderes Mittel - ein Pulver mit dem Handelsnamen "Scoot" - kommt dort zum Einsatz, wo Füchse markieren. Es wird in Wasser aufgelöst und mit einer Gießkanne großflächig an den betroffenen Stellen verteilt. Getrocknet ist das Mittel unsichtbar und geruchlos. Markiert nun dort ein Fuchs, reagiert der Wirkstoff mit der Markierung und verändert ihren Geruch so, dass der Fuchs sie für die eines dominanten Artgenossen hält. Anfangs mag er versuchen, diesen imaginären Konkurrenten durch vermehrtes Markieren zu vertreiben. Es dauert jedoch nicht lange, bis der Fuchs seine Bemühungen – und damit auch das betreffende Grundstück – aus Angst vor einem übermächtigen Widersacher aufgibt.
Niemals sollte man dagegen versuchen, die Füchse zu fangen oder zu gar zu töten. Außerdem sollte man den Füchsen zuliebe darauf verzichten, sie während der Jungenaufzucht (Februar bis Juli/August) zu vertreiben, sofern der Bau von Füchsin und Welpen auf dem fraglichen Grundstück liegt. Wenn die Vergrämung unvermeidbar ist, sollte man so lange wie möglich damit warten - jeder Tag erhöht die Überlebenschancen der vetriebenen Fuchsfamilie.
4.3.3 Kann ich den Fuchs in meinem Garten nicht einfach erschießen lassen?
Das kann man theoretisch durchaus tun – die Frage ist nur: Warum? Für den Fuchs ist es die schlechteste mögliche Lösung, für den Menschen ist es mittelfristig betrachtet eigentlich gar keine. Jedes Fuchs“vakuum“ hat eine wahre Sogwirkung auf reviersuchende Füchse, und das freigewordene Territorium wird innerhalb kürzester Zeit wieder besetzt sein. In Großbritannien, wo bereits Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts viele Stadtfüchse lebten, wurde die großflächige staatliche Fuchsbejagung in Städten daher im Jahr 1970 eingestellt; wo danach auf Bezirksebene noch gegen Stadtfüchse vorgegangen wurde, beendete man dies mangels entsprechender Erfolge Mitte der 80er Jahre.
4.3.4 Kann ich etwas gegen den Lärm unternehmen, den Füchse machen?
4.3.5 Was ist davon zu halten, Füchse in Lebendfallen zu fangen und andernorts wieder auszusetzen?
Das sollte man unbedingt vermeiden und allenfalls dann tun, wenn die Tötung des betreffenden Fuchses (durch Jäger bzw. Behörden oder den vulpophoben Nachbarn) droht. Der Fuchs kennt das Gebiet, in das er ausgesetzt wird, in aller Regel überhaupt nicht; er läuft Gefahr, von den Inhabern der dortigen Fuchsreviere wieder und wieder verjagt zu werden. Vor allem wird er leicht zum Opfer von Jägern, da er mit den Deckungen, Gefahren und Fluchtwegen in seinem neuen Lebensraum nicht vertraut ist.
Abgesehen davon ist der Fang von Füchsen in Kastenfallen mit erheblichem Stress für das Tier verbunden.
4.3.6 Soll ich Füchse in meinem Garten füttern?
Fuchs mit "erbeutetem" Hühnerei (Foto: Archiv)
Grundsätzlich sollte man darauf verzichten, Füchse zu füttern. Füchse sind Wildtiere und sollten es auch bleiben; man sollte sie nicht in die Abhängigkeit vom Menschen treiben. Vor allem ist wichtig, dass Füchse nicht beginnen, Menschen mit Nahrung zu assoziieren und aufgrunddessen ihre Scheu vor Menschen zu verlieren. Ein zutraulicher Fuchs ist leider oft ziemlich schnell ein toter Fuchs, wenn sich zum Beispiel der wenig fuchsfreundliche Nachbarn von ihm gestört fühlt und den Jäger ruft.
4.3.7 Wie, wo und wann kann ich wildlebende Füchse am besten beobachten?
Füchse sind wachsam und nicht immer
leicht zu beobachten... (Foto: Paul Cecil)
...aber immer wieder für eindrucksvolle
Fotos gut (Foto: Matthew Hull)
Um wildlebende Füchse zu beobachten, braucht man vor allem zwei Dinge: Geduld und ein wenig Glück. Abgesehen davon, sollte man sich ein gutes Fernglas und/oder – im Idealfall – ein Nachtsichtgerät beschaffen und farblich zur Tarnung geeignete, weiche (d.h. nicht raschelnde) Kleidung tragen. Auf die Möglichkeit, wildlebende Füchse zu fotografieren oder zu filmen, soll hier nicht näher eingegangen werden – das ist eine Wissenschaft für sich, derer der Autor dieser Zeilen im übrigen auch nicht mächtig ist.
Will man Füchse beobachten, sollte man das am besten nachts bzw. während der Dämmerung tun, sich davor aber in jedem Fall tagsüber mit der Umgebung vertraut machen und einen geeigneten Beobachtungsplatz auswählen. Idealerweise ist das ein Ort, an dem Spuren auf das längere Verweilen von Füchsen hindeuten – Pfotenabdrücke, frische Federn oder andere Beutereste an einem Bau, Markierungen. Zur Beobachtung sollte man sich auf jeden Fall hinter Büschen oder Bäumen verstecken; ansonsten sieht der Fuchs die verräterische menschliche Silhouette und nimmt Reißaus. Bedenken sollte man auch, dass Füchse auch in der Dämmerung hervorragende Bewegungsseher sind und extrem gute Ohren haben. Nicht zuletzt ist zu berücksichtigen, dass der Wind den eigenen Geruch möglichst nicht in Richtung des Fuchses tragen sollte. Seinen Beobachtungsposten sollte man dann gut eine Stunde vor Einbruch der Dämmerung einnehmen. Um es sich etwas einfacher zu machen, kann man z.B. auch ein Tarnzelt nutzen.
In freier Wildbahn ist es oft am einfachsten, Fuchswelpen am Bau zu beobachten (wenn man einmal einen bewohnten Bau ausgemacht hat). Im Sommer sieht man erwachsene Füchse oft in der Dämmerung auf frisch gemähten Feldern nach den Überresten von Mäusen, Ratten und anderen Tieren suchen, die vom Mähdrescher getötet wurden.
Weitaus einfacher ist es oft, Füchse in der Stadt zu beobachten. In Berlin etwa genügt oft schon ein Spaziergang im Tiergarten zur Dämmerung, um einen oder sogar mehrere Füchse zu sehen. Auf dem rund 15minütigen Rückweg von einer Party zu unserem Übernachtungsort liefen meine Frau und ich dort einmal sage und schreibe vier Füchsen über den Weg - der letzte stand in einer Parkbucht und sah uns aus weniger als fünf Metern Abstand gelangweilt an, bevor er entspannt seines Weges ging. Solche Erlebnisse sind mit scheuen Landfüchsen praktisch ausgeschlossen.
Weiß man, daß Füchse sich desöfteren an bestimmten Orten aufhalten, kann man sie dadurch zum häufigeren und längeren Verweilen animieren, dass man ihnen den einen oder anderen Leckerbissen mitbringt und an der betreffenden Stelle auslegt. Hundefutter oder Früchte sind dafür beispielsweise gut geeignet. Allerdings sollten die Brocken nicht zu groß sein, weil der Fuchs größere Futterstücke meistens an einen sicheren Ort tragen und dort verzehren wird. Außerdem sollte man mit der Dosierung des Leckerbissen Maß halten - eine regelrechte Fütterung sollte nicht daraus werden.
Viele nützliche Tipps zur Fuchsbeobachtung - von der Auswahl geeigneter Kleidung bis zum Finden der idealen Beobachtungsplätze - sind in Martin Hemmingtons englischsprachigem Buch "Foxwatching" zu finden.
Literatur:
Hemmington, M. (1997): Foxwatching - In the shadow of the fox. Whittet Books, London.