FAQ: Füchse und Haus-/Nutztiere
4.2 Füchse und Haus- bzw. "Nutz"tiere
4.2.1 Stellen Stadtfüchse eine Gefahr für Haustiere dar?
Wer seinen Goldhamster, seine Rennmaus oder sein Zwergkaninchen nachts frei im nicht umzäunten Garten unbeaufsichtigt
herumlaufen läßt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit Probleme mit Füchsen bekommen.
Aber ernsthaft: Für Hunde und Katzen stellen Füchse in aller Regel keine Gefahr dar - Fuchs und Katze gehen sich aus
dem Weg oder ignorieren einander, Hunde werden von Füchsen konsequent gemieden. Selbst relativ kleine Hunde oder Katzen
sind so wehrhaft, dass ein Kampf mit ihnen für den Fuchs ein erhebliches Verletzungsrisiko mit sich bringen würde;
ein Risiko, das ein wildlebender Beutegreifer nur im absoluten Notfall eingehen würde. Eine Studie, in der 40.000
Wildkamera-Fotos aus achthundert Berliner Hausgärten analysiert wurden, zeigt eindeutig, dass Katzen dort die
dominante Spezies sind und dass die Füchse Begegnungen mit ihnen möglichst vermeiden. Auch wenn Füchse bedingt durch
ihre schlanke, eher hochbeinige Statur oft größer aussehen als eine Katze: Ihr Gewicht liegt mit fünf bis maximal
acht Kilo nur wenig über dem einer Katze.
Dass Meinungsverschiedenheiten mit Füchsen für Freigängerkatzen ein sehr überschaubares Risiko darstellen, zeigen
auch die Ergebnisse eines gemeinsamen Forschungsprojekts des Royal Veterinary College in London und der
Universität Sydney. Um Gesundheitsrisiken für Haustiere zu erfassen, erhoben die Forscher Daten von Tierarztbesuchen
einer sechsstelligen Anzahl von Katzen in ganz Großbritannien. Es zeigte sich, dass von 10.000 Hauskatzen immerhin 541
wegen Bissverletzungen durch Artgenossen und 196 wegen Verkehrsunfällen behandelt werden mussten. Auseinandersetzungen
mit Füchsen waren dem Tierarztbesuch dagegen nur in fünf nachgewiesenen und neun vermuteten Fällen vorausgegangen.
Wenn also eine Freigängerkatze mit Blessuren nach Hause kommt, die auf Bisse hindeuten, ist dafür höchstwahrscheinlich
kein Fuchs verantwortlich, sondern eine andere Katze.
Sehr kleine Hundewelpen und junge Katzen können Füchsen zwar zum Opfer fallen, aber nur dann, wenn keine Menschen
oder erwachsene Hunde/Katzen in der Nähe sind. Alle anderen Haustiere werden typischerweise so gehalten (z.B. in
Volieren, Käfigen oder im Haus), dass ihnen durch Füchse keine Gefahr droht.
In Einzelfällen kommt es vor, dass Füchse versuchen, in im Freien stehende Kaninchenkäfige einzudringen. Auch wenn
die Käfige selbst "fuchssicher" sind, führt das bei den betreffenden Kaninchen natürlich zu Angst- und Panikreaktionen.
In diesen Fällen ist es ratsam, die Käfige weiträumiger fuchssicher einzuzäunen oder den Fuchs aus dem Garten zu vertreiben
(siehe dazu
4.3.2 Wie werde ich den Fuchs in
meinem Garten los?).
Füchse und Katzen gehen einander aus dem Weg.
In Einzelfällen wurden aber auch schon Katzen
beim Spiel mit wilden Füchsen beobachtet
(Foto: Harry Rutherford)
4.2.2 Stellen Füchse eine Gefahr für Schafe dar?
Erwachsenen Schafen werden Füchse erfahrungsgemäß nicht gefährlich. Fälle, in denen Bissspuren von Füchsen an toten
Schafen nachgewiesen wurden, sind stets darauf zurückzuführen, dass die Füchse sich an tot oder sterbend aufgefundenen
Tieren bedient haben. Ähnlich sieht es bei Jungschafen aus.
Studien aus Großbritannien weisen aus, daß von jenen Lämmern, die nicht das Erwachsenenalter erreichen, 40% tot
geboren werden. Weitere 30% sterben durch Kälte, Verhungern oder Verdursten; 20% kommen durch Krankheiten um, 5%
sterben in den ersten Lebenswochen durch angeborene Defekte, und weitere 5% werden durch Unfälle oder eben
Beutegreifer getötet. Unter diesen 5% handelt es sich bei einem Großteil der von Beutegreifern gerissenen Tiere
um Lämmer, die krank waren und/oder von ihrer Mutter verlassen wurden und die folgenden Tage ohnehin nicht überlebt
hätten. In einer anderen Studie in einem zeitweise fuchsjagdfreien Gebiet in Schottland wurde festgestellt, dass
lediglich ein Prozent der in den ersten Lebenswochen sterbenden Lämmer auf das Konto von Füchsen ging.
Wenn man also die Überlebensrate von neugeborenen Lämmern verbessern will, wäre die Optimierung ihrer
Lebensbedingungen (Schutz vor Kälte und Witterung, bessere Nahrungsversorgung) in den ersten Wochen nach ihrer
Geburt das Mittel der Wahl.
Literatur:
Baker, P., Harris, S. & White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report, University of Bristol/University of York.
McDonald, E.; Baker, P.; Harris, S. (1997): Is the fox a pest? The ecological and economic impact of foxes in Britain.
Hewson, R. (1990): Victim of myth - predation by foxes upon lambs in the absence of control. LACS, London.
4.2.3 Stellen Füchse eine Gefahr für Hühner dar?
Grundsätzlich ja, und zwar vor allem dann, wenn die Füchse im Winter oder während der Jungenaufzucht vom Hunger
geplagt werden. Allerdings ist es heutzutage kein allzu großes Problem mehr, sich und seine Hühner davor zu schützen.
Nachts sollten Hühner sich in jedem Fall in einem fuchssicher eingezäunten Areal befinden – „fuchssicher“ heißt dabei,
dass es sich um einen ausreichend engmaschigen, hohen (oder überdachten) Zaun handeln muß, der mindestens 30 bis 50
Zentimeter in den Boden eingelassen ist (damit sich der Fuchs nicht darunter hindurchgräbt). Ein Stall oder ein
von einem Elektrozaun umgebenes Areal funktionieren natürlich ebenso gut. Anstatt den Zaun in den Boden einzulassen,
ist es natürlich auch möglich, den Boden des Stalls mit engmaschigem Draht auszukleiden.
In Großbritannien wurden sehr gute Erfahrungen mit Elektrozäunen gemacht, von denen Füchse sich stets respektvoll
fernhalten. Eine andere wirkungsvolle Methode, um Hühner vor Füchsen zu schützen, ist natürlich die Anschaffung eines
(Wach-)Hundes.
4.2.4 Besteht die Gefahr, dass Füchse sich mit meinem Hund paaren?
Definitiv nicht. Füchse sind wählerisch genug, sich nur mit Füchsinnen zu paaren, und abgesehen davon sind Füchse
und Hunde genetisch gänzlich inkompatibel - sie haben beispielsweise unterschiedliche Chromosomenzahlen. Die Gefahr,
dass aus der (sehr unwahrscheinlichen) Liaison eines Fuchsrüden mit einer Hündin Fuchs-Hund-Hybriden entstehen, ist
also (im Gegensatz zu Paarungen zwischen Hund und Wolf bzw. Hund und Kojote) nicht gegeben.